Containment – Etwas ganz erleben und in sich halten können

Übersicht

 

Containment ist die Basis dafür etwas bewusst zu erleben, lernen und integrieren zu können.
Es ist hauptverantwortlich für unsere Möglichkeiten für Veränderung und den Genuss unseres Lebens.

Dies möchten wir mit euch genauer betrachten.

Wir beleuchten:

  • Was ist Containment?
  • Was ist der Unterschied zwischen einer Situation mit und ohne Containment?
  • Wie ist das Verhältnis zwischen Containment und Trauma?

 

Was ist Containment?

 

Containment ist die Fähigkeit und der Zustand, etwas ganz erleben und in mir / meinem System beinhalten zu können.

 

Das heißt, eine Erfahrung ist dann in mir contained, wenn ich

  • die Situation & mich ganz wahrnehmen kann
  • sie in mir beinhalten, mich nicht durch Erstarren und Kollaps (ggf. Kampf &/ Flucht) entziehen muss
  • verstoffwechseln/ neuro-physiologisch verarbeiten kann

und mein System dabei kohärent bleibt – sprich nicht in einen Freeze kommt, oder daran zerbricht (fragmentiert).

Die Situation, die contained wird kann alles Mögliche sein:

Eine getriggerte Emotion, eine schöne Begegnung, eine herausfordernde Yoga-Position oder eine Massage-Berührung.
Es geht darum, dass ich den „Reiz und die Auswirkungen“ dieser Situation in mir, wahrnehmen (fühlen, spüren) und verstoffwechseln (verstehen, zuordnen, integrieren) kann.

 

Eine kleine Gegenüberstellung

 

Beispiel:

  • In einer Begegnung mit einem bärtigen Mann wird eine starke Emotion von Angst in mir „getriggert“.

 

Was ist Containment im Verständnis der

Polyvagal Theorie (PVT)?

 

Ganz simpel gesagt: Containment = Ich und/oder genügend Anteile von mir sind in grün (ventro-vagal innerviert).

Ich erlebe Situationen dann contained, wenn genug von mir in einem grünen Bereich modulierter Erregung bleiben kann.
Sprich, meine orangenen und roten Anteile können noch von genug grünen Anteilen erlebt, erfahren und dadurch im Nachhinein auch wieder entspannt werden.
Ich muss mich nicht komplett entziehen (auch, wenn sich einige Anteile entziehen). Sondern ich kann da bleiben und diesen Rückzug erleben.

In einigen Ansätzen wird dies als Toleranzfenster oder Resilienz bezeichnet:

Ich bin so lange contained, wie ich die Reaktionen, inklusive meiner Kampf, Flucht & Freeze Reaktionen noch mit einigen grünen Anteilen erleben & tolerieren kann, ohne dass ich mich von der Situation oder meinen Reaktionen entfernen muss.

 

Das Verhältnis von Containment zu Trauma

 

Solange ich eine Situation containen kann, wird sie nicht zu einem Trauma!
Erst, wenn ich sie nicht mehr „halten“ kann, kann ich sie nicht mehr verstoffwechseln und bin so (neuro-physiologisch) ab-/ gespalten, wodurch mein Körper in den Überlebensreaktionen stecken bleiben kann.
So lange ich die Situation noch wirklich erleben, sprich containen kann, gibt es keinen Grund für Spaltung und daher keinen Anlass, warum etwas in meinem Körper oder Nervensystem stecken bleiben müsste.
Auch wenn in einer überfordernden Situation von Überforderung, Erstarrung und Kollaps – mit dorso-vagaler Aktivität – diese Spaltung entsteht, muss diese nicht anhaltend, also traumatisch sein.
Wir können uns regulieren und von einem neu gefundenen Containment Trauma vermeiden & heilen.

Möglichkeiten dies nachhaltig zu tun, beschreiben wir im Handout 6.3 „Behandlungsansätze Schock-Trauma“.

Aus neurophysiologischer Perspektive kann man sogar so weit gehen zu sagen:
Nur solange ich etwas containe, erlebe ich es auch wirklich.

Denn wenn uns eine Situation überwältigt, verändert sich unsere neurophysiologische Aktivität, was so weit geht, dass der Thalamus („Das Tor zum Bewusstsein“) sich verschließt und die Amygdala („Wächter der Emotionen“) die Informationen nicht mehr ver- & bearbeiten kann (s. 6.2 „Schock-Trauma“ Handout).

 

Die Auswirkung von Trauma auf Containment

 

Die unvollendeten Überlebens-Reaktionen eines Schock-Traumas können Containment nachhaltig beeinflussen.
Da sich die Erregung im (Nerven-)System nicht abgebaut hat, ist ein Teil dauerhaft in einem aktivierten, orangenen & roten Zustand und reagiert daher auch so auf die Welt.
Das heißt, selbst kleine oder ungefährliche Situationen werden als sehr bedrohlich und gar überwältigend interpretiert.

Das heißt so viel wie: Meine grüne Basis ist kleiner als sonst.
Oder mein Toleranzfenster ist enger, meine Resilienz geringer als sonst und ich reagiere schneller mit roten & orangenen Strategien auf Situationen, die dies objektiv nicht erfordern.

Dazu eine abgewandelte Grafik von NICABM.com

 

Warum ist Containment wichtig?

 

Containment ist die Basis, um etwas erleben und daraus lernen zu können. So ist es unabdingbar für Entwicklung und Freude am Leben.Schlicht gesagt macht Containment Lebendigkeit, Freude und (Er-)Leben überhaupt erst möglich!

Je mehr wir containen können, desto mehr können wir

  • unser Leben genießen (sowohl die herausfordernden wie auch die schönen Momente)
  • über uns selbst und das Leben lernen, an Themen arbeiten und uns entwickeln
  • Uns innerlich und äußerlich nachhaltig verändern

Containment ist die Bedingung dafür, Dinge tief und präsent erleben zu können.
Genau diese Basis wollen wir mit euch in dieser Ausbildung stärken und mit euch daran arbeiten, wie ihr eure Protagonisten dabei unterstützen könnt, dass auch sie mit mehr Containment und Resilienz ganzer leben, wirklich lebendig sein können.

Quellen

 

  • Buch Peter Levine – Sprache ohne Worte
  • Buch Peter Levine – Trauma and Memory
  • Buch Bessel van der Kolk – The Body keeps the score
  • Buch Laurence Heller – Entwicklungstrauma heilen

 

Reflexionsfragen

 

  • Was bedeutet „Containment“ in Deinen Worten?
  • Was für Unterschiede macht es (laut diesen Hypothesen hier), ob Du eine Situation für Dich containbar oder nicht containtbar ist?
  • Gibt es Dinge wobei Dir diese Hintergrundwissen in Behandlungen, Coachings und Deinem eigenen Lernprozess helfen könnte?
  • Warum meinst Du könnte es hilfreich sein „Dinge“ als Holistic Bodyworker /Therapeutin containen zu können?
  • In welchen Bereichen, wenn es welche gibt, schätz Du Dein Containment „stark“ ein? (Bereiche & Situationen mit denen Du besonders gut zurechtkommst)
  • In welchen Bereichen, wenn es welche gibt, schätz Du Dein Containment als ausbaufähig ein? (Bereiche & Situationen von denen Du besonders herausgefordert wirst, nicht leicht damit zurechtkommst)
  • Kennst Du Tage / Zeiten in denen Du weniger Containment hast? Und wenn ja, hast Du eine Ahnung wie dies kommt?
  • Kennst Du Bereiche in Deinem Leben wo sich Dein Containment verändert hat?
    Und wenn ja, wie ist dies passiert?
  • Hast Du noch Fragen zu diesem Thema und dieser Theorie, wenn ja, schreib sie auf und frage gerne die Gruppe &/ das Team!