In diesem Artikel möchten wir Dir den Unterschied zwischen klassischer Körperarbeit und Körpertherapie vorstellen. Denn dieser Schritt ist notwendig, um ganzheitliche Behandlungen anzubieten und um einen weiteren Kreis an Klienten anzusprechen, bzw. sie dabei zu begleiten, ihre Probleme nachhaltig zu lösen.
Da es für Körperarbeit und Körpertherapie keine “offiziellen Definitionen” gibt, sind dies hier die für uns die relevantesten Unterscheidungen.
In unserem Verständnis behandelt Körperarbeit primär körperliche Probleme, Wünsche & Anliegen: Wir nutzen den Körper, um an körperlichen Beschwerden (und potentiell darunter liegenden somatischen Ebenen, wie Emotionen und Energien) zu arbeiten.
Für die Körperarbeit nutzen wir Werkzeuge, um eine Linderung oder langfristige Veränderung zu bewirken, wie:
- Hintergrundwissen zu körperlichen Strukturen, wie sie gesund sind und was man dafür tun kann
- präzise Wahrnehmung vom Körper und ein Verständnis seiner physiologischen Wirkketten
- meist sehr viele hands-on Techniken
- Bewegung und spezifische Körper-Übungen
- ggf. Energiearbeit und das Auffangen aufkommender Emotionen / Ladungen
- …
Körpertherapie behandelt nicht primär körperliche Anliegen. Stattdessen nutzen Körpertherapeuten den Körper als Wahrnehmungsorgan, um gezielt an emotionalen Problemen, alten Glaubenssätzen, Beziehungsmustern und sogar (Überlebens-) Strategien zu arbeiten. Sie begleiten Menschen zu mehr Erdung, Verkörperung und schlicht dabei, sich im eigenen Körper zu Hause zu fühlen.
Im Werkzeugkoffer von Körpertherapeuten finden wir:
- Hintergrundwissen zu psycho-körperlichen (somatischen) Prozessen,
- Wissen über Emotionen & Muster, sowie deren Auswirkung auf körperliche Strukturen, Haltung und Bewegung
- hands-on Techniken, um psychologisch-emotionale Begleitung und Unterstützung anzubieten
- Fragetechniken und verbale Interventionen
- Bewusstsein über die eigene innere Haltung und der therapeutischen Beziehung (Allianz)
- …
Dieser Unterschied wird besonders klar, wenn man ein Beispiel betrachtet: Eine Protagonistin (Klientin) mit chronischen Rückenschmerzen, auf Höhe der unteren Rippen, geht entweder zu einem Körperarbeiter oder Körpertherapeuten.
Beim Körperarbeiter
- Die Protagonistin kommt mit dem Wunsch, dass die Rückenschmerzen weniger werden, bestenfalls ganz weg sind. Sie bekommt mit, dass diese meist mit Stress einhergehen, möchte aber vor allem eine Linderung und legt den Fokus klar auf die Schmerzen.
- Die Session konzentriert sich auf die schmerzauslösenden, angespannten Strukturen, von der Rückenmuskulatur, über Faszienketten, vielleicht sogar bis zu den Nieren und eventuell sogar der auch darin gehaltenen Energie / Emotionen – vor allem Angst.
- Durch das Berühren, Bearbeiten und hoffentlich Entlasten dieser Strukturen geht die Protagonistin erleichtert und entspannter nach Hause.
- durch Tipps & „Hausaufgaben” des Körperabeiters hat sie auch im Alltag einige Möglichkeiten, durch Bewegungsübungen diesen Bereich zu stärken
- der Stress in ihrem Leben bleibt unberührt, ähnlich wie sonst und die Rückenschmerzen kommen immer wieder mal durch, aber nicht mehr so heftig.
Beim Körpertherapeuten
- Die Protagonistin kommt, weil sie mitbekommt, dass sie immer wieder Stress in ihrem Leben hat, eigentlich sogar davon auch etwas selbst erzeugt, und dann auch Rückenschmerzen bekommt. Sie möchte dieses Muster verstehen und langfristig verändern.
- Die Session konzentriert sich auf den Stress, die Energie / Emotionen im Rücken UND besonders wie und warum dies immer wieder aufkommt – sie dies in ihrem Körper erzeugt.
- Sie bemerkt eine unterliegende Angst, wann die “getriggert” wird und wie dies den Stresskreislauf/ das Muster anfeuert.
- Als sie dies innerlich fühlen und auch mental besser verstehen kann ergibt sich sogar ein Zusammenhang aus ihrer Geschichte und sie ist mitfühlend mit sich, dass dies einmal eine gute Anpassungs- & sogar Überlebensstrategie war.
- Sie entwickelt, in Begleitung des auch psychologisch geschulten Körpertherapeuten, eigene Ideen, wie sie sich heute anders um sich, ihrer eigenen Bedürfnisse kümmern kann. Sie findet Wege dies im Alltag zu integrieren, spielt dies mit dem Therapeuten sogar ein paar mal durch …
- So geht die Protagonistin mit einer tieferen Erkenntnis, was ihr solchen Stress und eigentlich Angst macht und was dahinter steckt, nach Hause. Sie fühlt sich selbstbewusster und handlungsfähig für sich, ihre Grenzen und auch Bedürfnisse zu sorgen.
- Die Rückenschmerzen klingen in den nächsten Wochen immer mehr ab, wie auch der erlebte Stress in ihrem Leben, obwohl sie mehr unternimmt und sich lebendiger fühlt
Beide Behandlungen und Ansätze sind sinnvoll und hilfreich – sie haben allerdings unterschiedliche Ausrichtungen und Zielsetzungen.
Von der Körperarbeit zur Körpertherapie
Es ist ein Entwicklungs- und Wachstumsschritt von der Körperarbeit zur Körpertherapie.
Im Kern geht es dabei darum, die bereits vorhandenen Ressourcen in der Arbeit mit dem Körper mit Gesprächs-Tools und neuen Perspektiven, z.B. dem Coaching, der Psycho- und Traumatherapie zu verbinden.
Aus unserer Erfahrung brauchen wir dies für ganzheitliche Arbeit:
Wer Menschen umfassend begleiten möchte, kann “nicht nur” Körperarbeit machen, sondern braucht andere Elemente – landet also eigentlich unumgänglich bei der Körpertherapie.
Wir hoffen, diese Unterscheidungen helfen euch, mehr Klarheit zu erlangen. Denn wir glauben je klarer wir darin sind, was unsere Arbeitsfelder und unsere Stärken sind, desto erfolgreicher werden wir und unsere Sessions sein.
Für uns ist der Körpertherapeutische Ansatz auch der Kern des 2. Ausbildungsjahres. Hier vertiefen wir Coaching-Tools und Perspektiven der Psycho- & Traumatherapie, um wirklich ganzheitlich zu behandeln.
Ganz besonders für die Arbeit mit Entwicklungstrauma, denn wir glauben, dies betrifft zu einem Grad jeden, und dass man hier mit Körperarbeit alleine nicht weiterkommt, sondern besonders das Gespräch und andere Tools, besonders die therapeutische Beziehung einbeziehen muss.
Doch zu der Kombination von Körperarbeit und Coaching, sowie Traumatherapie mehr im nächsten Artikel…