Wir können nicht bewusst verändern,
was wir nicht wahrnehmen und verstehen.
In der Körperarbeit heißt das: Klienten können nur (langfristig) verändern, was sie spüren und verstehen können.
Das gilt für die unterschiedlichsten Ziele und Wünsche mit denen Klienten zu uns kommen:
- Körperliche Schmerzen – Langfristige Schmerzlinderung ist nur möglich, wenn Klienten fühlen & verstehen wie die Schmerzen entstehen UND was sie tun/ sein lassen können, damit dies nicht weiter passiert
- Alte Haltungsmuster – Klienten können eine ungesunde Haltung nur nachhaltig verändern, wenn sie
- wahrnehmen können und verstehen, dass die alte Haltung problematisch ist und warum sie sie doch einnehmen
- fühlen was eine bessere Haltung bewirkt
- und eigenständig erleben und begreifen, was sie tun können, um diese Haltung einzunehmen
- Entspannung – Muskeln, Faszien und Myofasziale Ketten brauchen den Befehl des Nervensystems sich zu entspannen (“Entspannung ist ein aktiver Vorgang”) und dieser benötigt unsere Wahrnehmung. Denn wenn wir nicht mitbekommen, dass wir angespannt sind, können wir auch kein Entspannungssignal senden.
- Persönliche Entwicklung – um ein neues Bewusstsein, eine neue Präsenz oder Lebendigkeit zu kultivieren, braucht es eigentlich immer eine Vertiefung unserer Selbst-Wahrnehmung und unseres Selbst-Verständnisses
Das heißt, Eine (oft übersehene) Aufgabe für Körperarbeiter ist:
Klienten dabei unterstützen, sich selbst mehr zu spüren,
zu fühlen und mit sich in Kontakt zu sein
Wenn das Spüren, die Wahrnehmung, die Basis für langfristige Veränderung ist, dann ist eine der wichtigsten Aufgaben für uns als Körpertherapeuten Klienten genau dabei zu unterstützen.
Doch wie können wir dies in einer Behandlung aktiv tun? In HB nutzen wir dafür besonders zwei Kanäle, wir arbeiten:
- Sowohl Hands-on: Indem wir die Berührungsqualitäten, Techniken und Tools nutzen, die diesen Klienten am Meisten unterstützen
- Als auch Hands-off: Im Gespräch nutzen wir gezielt einfache Coaching-Tools, Fragen und Impulse, die Klienten beim Spüren unterstützen – Im Vorgespräch, aber JA, auch während der Hands-on Behandlung.
In diesem Artikel möchten wir Dir 3 Coaching-Tools mitgeben.
In unseren Ausbildungen bekommen wir immer wieder das Feedback, dass diese Tools die Behandlungen von Teilnehmern sehr vertieft haben.
3 einfache Coaching-Tools inklusive Beispiel-Video:
Diese Tools sind sehr simpel. So simpel, dass man ihre Wirkung leicht unterschätzen kann. Deswegen laden wir Dich ein, sie für Dich selbst auszuprobieren (egal, ob im Stehen, Liegen oder Gehen… wo auch immer Du gerade bist).
1. Tool: Wie ist “DAS” für Dich?
Wie kannst Du diese Frage einsetzen? Stell Deiner Klientin eine kurze, konkrete und offene Frage:
- “Wie nimmst Du gerade Deine Füße wahr?”
- “Wie ist es, Deinen Atem wahrzunehmen?”
- “Wie ist der Druck auf Deinen Schultern für Dich?”
- …
Wie funktioniert dieses Tool? Um diese Frage zu beantworten, muss die Klientin den betroffenen Körperbereich wahrnehmen. Dadurch, dass wir keine Antwort vorgeben (Gegenbeispiel: “so ist es gut, oder?”) kann die Klientin offen wahrnehmen, wie der Bereich gerade für sie ist.
2. Tool: Wahlmöglichkeiten
Wie kannst Du dieses Tool nutzen? Gib Deinem Klienten mehrere Wahlmöglichkeiten für eine Technik:
- “Möchtest Du mehr Druck, weniger Druck oder ist der Druck so gut?”
- “Welche Position ist angenehmer für Dich – die Hand vorne auf dem Oberschenkel oder an der Seite des Oberschenkels?”
- (Während Du die Beine ablegst und die Optionen vormachst) “Was fühlt sich für Dich besser an: Beine neutral, mit ein bisschen Schub oder mit ein bisschen Zug abzulegen?”
- …
Wie funktioniert dieses Tool? Um diese geschlossene Frage zu beantworten, muss der Klient spüren, welche der Optionen am Besten für ihn ist. Dies eignet sich besonders für Klienten, denen das Spüren schwer fällt, da die Frage einen klaren Rahmen vorgibt.
3. Tool: Spiegeln & Wie ist das für Dich?
Wie kannst Du dieses Tool nutzen? Spiegel der Klientin etwas, was Du WAHRNIMMST (keine Interpretation) und lade sie explizit ein, das nochmal wahrzunehmen:
- “Ich sehe Dich gerade tiefer einatmen… wie ist das für Dich?”
- “Da scheint sich Deine Schulter gerade zu entspannen… nimmst Du das auch so wahr?”
- “Es wirkt auf mich so, als würde Dein unterer Rücken momentan anders aufliegen… wie erlebst Du das gerade?”
- …
Wie funktioniert dieses Tool? Wenn wir unsere Wahrnehmung teilen (was wir sehen, spüren, hören), ermöglichen wir der Klientin, die eigene Aufmerksamkeit auf das Gespiegelte zu lenken. Durch die anschließende Frage, kann sie für sich überprüfen, wie sie das gerade erlebt und ob das zu unserer Wahrnehmung passt.
Viel Erfolg
Wir hoffen, diese einfachen Werkzeuge können Dich in Deiner Praxis unterstützen.