2 Wege zur Körpertherapie

Im letzten Artikel haben wir die Unterscheidung zwischen Körperarbeit und Körpertherapie beleuchtet. 

 

Heute möchten wir darauf aufbauend betrachten, wie Therapeuten (wie Du und ich) diesen Schritt gehen können. Für uns heißt das: 

  • Wie können wir unsere Fähigkeiten erweitern, um gleichermaßen mit Sprache und Körper arbeiten zu können?
  • Wie können wir sowohl mit den körperlichen Symptomen als auch den darunter liegenden Ursachen und Wünschen arbeiten?

Unserer Erfahrung nach gibt es hauptsächlich zwei Pfade, um diesen Schritt zu gehen:

Beide beinhalten unterschiedliche Schwerpunkte, theoretische Hintergründe und Behandlungsmöglichkeiten. In diesem Artikel wollen wir beide vorstellen. 

Die Kombination aus Körperarbeit und Coaching hat die Ausrichtung neue, tiefe und nährende Erfahrungen zu ermöglichen. 

 

Als Menschen sind wir oft sehr festgefahren in den Mustern und Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit und Jugend entwickelt haben.  Die Stärke der coaching-basierten Körper-Therapie ist es, Menschen körperlich dabei zu begleiten neue, positive Erfahrungen zu machen: 

  • Neue Beziehungsdynamiken in der Session und im körperlichen Austausch zu erfahren
  • Selbstkontakt und Erdung viszeral zu erfahren
  • Bewusstheit über alte Verhaltensmuster – und die Möglichkeit im Hier und Jetzt anders zu handeln
  • … 

Dafür nutzen wir:

 

  • hands-on Techniken aus Körperarbeit und Massage
  • Berührungs-Qualitäten, um neue Möglichkeiten zu erfahren und zu verwirklichen
  • Bewegungs-Experimente, um den Körper tiefer zu erleben

Die Session konzentriert sich darauf, wie die Protagonistin ihre Anspannung loslassen und sich sicherer fühlen kann

  • Durch sanfte Berührung des Rückens entsteht Angst und Anspannung, sogar auf der gesamten hinteren Faszienkette 
  • Einfache Atem-Übungen, das Lenken der Aufmerksamkeit und etwas Zeit zum nachspüren lassen dies langsam abfließen
  • Durch Fragen, wie es zu der Spannung und Angst kommt, wird der Protagonistin klar, dass es einen Teil in ihr gibt, der es immer alleine machen, andere nicht brauchen möchte und davor Angst hat 
  • Um eine neue Erfahrung zu ermöglichen, erforschen Protagonistin und Therapeut, wie es jetzt gerade ist, wo sie sich etwas darauf einlässt, die Angst fühlt … 
  • Die Protagonistin erlebt Erleichterung und Entspannung
  • An der Berührung des Rückens ändert sich nichts, aber jetzt wird sie als unterstützend und wohltuend wahrgenommen
  • Die Protagonistin geht genährt und mit gestärktem Rücken nach Hause. Die Anspannung ist verschwunden. 
  • In der folgenden Session erforschen sie weiter, wie die Protagonistin sich selbst diesen Halt, somatisch erlebbar, geben kann.

Die Kombination aus Körperarbeit und Traumatherapie geht noch einen Schritt tiefer – hier geht es nicht nur aber auch um neue Erfahrungen – das Lösen alter Muster und eine Rückverbindung zu sich selbst. 

Indem unverdaute Erfahrungen aus der Vergangenheit, Schutzmechanismen, wie z.B. ungesunde Glaubenssätzen und alte Überlebens-Strategien sich auflösen. Denn oft sind es genau diese, die uns davon abhalten, die Erfahrungen zu machen, nach denen wir uns sehnen. 

Dabei ist die Ausrichtung, diese alten Muster, bis hin zu Selbst- & Weltbildern “überflüssig werden zu lassen”. Denn so können neue Erfahrungen organisch und ohne Anstrengung, entstehen. Gedanken, Verhaltensweisen und sogar Gefühle – das eigene Selbst und die Welt werden wirklich anders erlebt.

Dafür braucht es: 

  • Der Gebrauch von Berührungsqualitäten, um Menschen Erfahrungen zu ermöglichen, die in der Vergangenheit gefehlt haben
  • Im Körper gespeicherte Haltungen und Emotionen erkennen und bewusst machen
  • Körperliche Präsenz und Nähe als Werkzeug nutzen
  • Loslassen alter Spannungs-Muster
  • Wissen zu Trauma (Schock & Entwicklungstrauma) und der Entstehung der Persönlichkeit
  • Ladung im Nervensystem erkennen und damit arbeiten können
  • Sprachliche Werkzeuge, um alte Muster und Anteile bewusst zu machen
  • Erkennen, welche Grundbedürfnisse ein Protagonist hat und wie diese erfüllt werden können

Die Session konzentriert sich auf den Ursprung des Stresses und warum dieser immer wieder auftaucht, sogar erzeugt wird: 

  • Durch sanftes Halten des verspannten Rückenareals bekommt die Potagonistin mit, dass in dieser Spannung Angst steckt.  
  • Durch gezieltes Fragen wird ihr bewusst, dass sie eigentlich NEIN sagen will (zu ihrem Chef der ihr noch mehr Arbeit auftischt), aber Angst hat eine Grenze zu setzen
  • In der Session kann sie zuerst einem Fluchtimpuls (vor ihrem Chef) etwas nachgehen und anschließend bemerkt sie, dass sie eine Grenze setzen möchte – dabei wird ein junger Anteil aktiviert – der Angst hat verlassen zu werden, wenn sie NEIN sagt
  • Aus ihrem erwachsenen Selbst kann die Protagonistin sich um diesen Anteil kümmern, sie bemerkt dass es JETZT GERADE anders ist – die Angst verschwindet
  • Dadurch entsteht plötzlich eine neue Kraft (Wut),  NEIN zu sagen ist möglich, tut sogar gut und die Spannung im Rücken wandelt sich in Kraft und Rückhalt um
  • Als Intention nimmt sie mit, sich in den folgenden Tagen um den jungen Anteil zu kümmern und als Erwachsene zu überprüfen, wann sie eigentlich NEIN sagen möchte; wann sie dies leicht kann und wie   dies auch im jeweiligen Moment angebracht ist

In Holistic-Bodywork...

Mit Holistic-Bodywork lehren wir einen Ansatz für Körpertherapie, der beide Wege abdeckt: 

  • Man kann die Werkzeuge aus HB sowohl mit einer Coaching-Perspektive nutzen, um Menschen neue, nährende Erfahrungen zu ermöglichen
  • Man kann die tieferen Perspektiven genauso für Behandlungen nutzen, die mit alten Traumata und Mustern arbeiten.

Mit Sicherheit sind dies nicht die einzigen Wege. Wir hoffen Dir durch diese Unterscheidungsmöglichkeiten zu helfen, Deine Arbeit noch ganzheitlicher, nachhaltiger und für einen weiteren Personenkreis zu gestalten.

Uns ist dabei besonders wichtig, dass Du selbst klarer werden kannst, wo Deine Stärken liegen, welchen Weg Du vielleicht bereits gehst oder worauf Du Dich konzentrieren willst. 

Unserer Erfahrung nach hilft es sehr, bei den eigenen Stärken & Ressourcen anzufangen und sich dann auch mehr den Schwächen & Entwicklungspotenzialen zu widmen.