Das Potenzial von Gruppen & Gemeinschaft für posttraumatisches Wachstum

*Triggerwarnung: in diesem Artikel wird über Themen wie Trauma, Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung geschrieben.  

Trauma & der Mangel an (Selbst-Verbindung) 

Als Menschen stehen wir in unserer Lebenshistorie immer wieder vor kleinen und größeren Herausforderungen und manchmal ereignen sich schreckliche Geschehnisse, doch häufig geht man aus einer Krisensituation stärker, weiser und erfahrener hervor. Traumata und Herausforderungen zu überwinden ist uns als Menschen gemeinsam.  

Posttraumatisches Wachstum oder auch Traumaheilung findet in Verbindung und in Beziehung statt. Und daher liegt die Frage Nahe, wie kann eine Gruppe oder Gemeinschaft posttraumatisches Wachstum mit begünstigen und unterstützen? 

Doch bevor wir uns dieser Frage zuwenden, gibt es einen kleinen Ausflug in Richtung: Was ist ein Trauma und welche Auswirkung kann es haben. 

Nicht unbedingt das schlimme Ereignis an sich, sondern mehr, die Fähigkeit wie man damit umgehen und zurechtkommen kann, bestimmt wesentlich mit, ob eine Erfahrung, Situation, Zeitspanne für uns (nachhaltig) traumatisch ist oder nicht.  

Trauma in diesem Sinne kann man definieren als etwas, „was über unsere Ressourcen und Fähigkeit hinausgeht“.  

Ein überforderndes Ereignis kann z.B. ein Unfall sein, – wo etwas zu schnell, zu viel, zu plötzlich auf einmal gewesen ist- oder aber die Situation Mitten in der Nacht zu flüchten.  

Ob dieses Ereignis nun nur ein Ereignis bleibt oder der*die Betroffene*r mit den Auswirkungen zu kämpfen hat, hängt im Wesentlichen davon ab, was nach dem Ereignis passiert und wie viel Resilienz man besitzt und damit auch, wie die Fähigkeit ist, sich selbst und das eigene Nervensystem zu regulieren.  

Neben einzelnen Ereignissen wie Unfällen, (Natur-)Katastrophen, tödliche Verunglücken von Verwandten, Freunden, Bezugspersonen oder ähnliches möchte ich den Fokus noch auf Bindungstrauma bzw. Entwicklungstrauma legen.  

Das besondere hierbei ist, dass es häufig nicht zu einem einmaligen Erlebnis kommt, sondern meist in der kindlichen Entwicklung zu dauerhaften Situationen kommt, in denen Grundbedürfnisse von Bezugspersonen oder Erziehungsverantwortlichen nicht erfüllt werden oder aber, über eine zu lange Zeit, zu wenig oder dem Falschen ausgesetzt ist.   

In diesem Fall erleben Kinder häufig einen Zustand der chronischen Dysregulierung und erleben die Welt und ihr Umfeld als unsicher.  

Um in diesem Umfeld zu überleben und sich zurecht zu finden und auch häufig, um weiteren negativen Konsequenzen wie Vernachlässigung, Missbrauch und Gewalt zu entkommen, entwickelt das Kind Überlebensstrategien die später die Basis für Beziehungsmuster, Glaubenssätze, das Welt- und das Selbstbild bilden und somit auch die Persönlichkeit formen. Weitere Info’s zum Thema findest Du hier: „Entwicklungstrauma“  

In beiden Fällen – ein einmaliges Ereignis oder ein dauerhafter Lebensumstand – ist das Trauma die seelische Erschütterung, die anhält und das Leben – das Handeln, wie wir in Beziehung gehen, unseren Körper wahrnehmen usw. negativ beeinflusst, auch wenn das erschütternde Ereignis schon vorbei ist.  

Trauma hinterlässt sowohl physiologische, körperliche als auch psychische Spuren. Die modernen Traumatherapie-Forscher*innen wie z.B. Peter Levine, Steven Porges, Bessel van de Kolk, Eliszabeth Hopper, Laurence Heller und weitere bestätigen, dass es sowohl neurophysiologisch zu einer Veränderten Hirnaktivierung unter einem traumatischen Ereignis kommt und unser autonomes Nervensystem häufig chronisch in einer Überaktivität bleibt.  

Bei einem Trauma übernehmen häufig die ältesten Gehirnteile die Führung, hierbei werden höher entwickelte Bereiche (darunter das Bewusstsein!) teilweise abgeschaltet und unseren Körper erreicht der Impuls wegzulaufen, sich zu verstecken, zu kämpfen oder zu erstarren.  

Wenn die Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsfunktionen erfolgreich sind, erlangen wir nach und nach das innere Gleichgewicht wieder und kommen so wieder zur Ruhe, dies ist häufig der Moment, wenn die Aktivierungskurve physiologisch abläuft und es auch wieder zur Regulation kommt und wir im Social-Engagement Bereich landen können. Weitere Info’s hierzu findest Du in den Videos im Artikel „Freeze Verstehen“  

Doch was ist, wenn diese doch eigentlich normale und physiologische Alarm- und Schutzreaktion nicht stattfinden kann oder nicht erfolgreich ist?  
Dann kommt es dauerhaft zur Ausschüttung von weiteren Stresshormonen und die elektrischen Schaltkreise feuern und signalisieren eigentlich die ganze Zeit, dass noch Gefahr besteht und man besser kämpft/flüchtet oder eben in die Immobilisation gehen sollte.  
D.h. unser autonomes Nervensystem ist und bleibt dauerhaft erregt.  

Das noch aktivierte Alarmsystem kann auch noch lange nach dem eigentlichen Ereignis Signale abfeuern und so den Körper und Geist weiterhin dem andauernden Stress aussetzten – auch wenn in der Gegenwart gar keine existentielle Gefahr mehr besteht.  

Und das hat Folgen:  

  • Auf körperlicher Ebene (z.B. Auswirkung auf Herz-, Kreislauf-, Atmungs- und Verdauungssystem, körperlicher Ausdruck von Angst & Panik – mit erhöhtem Muskeltonus, erhöhtem Blutdruck, Atembeschwerden, …) 
  • Auf der emotionalen Ebene (z.B. Wut, Ärger und Angst sind dominierende Gefühle, Taubfühlen oder sich abgespalten fühlen, keine richtige Freude, alles Gleichgültig, …) 
  • für die Beziehungsebene: Personen fühlen sich häufig emotional eher Taub, es kommt zu dissoziativen Phasen, Energielosigkeit, Vertrauensschwierigkeiten und häufig auch Scham und Schuld dominieren und erschweren soziale Interaktion und in Kontakt kommen 
  • für die mentale Fähigkeiten: z.B. ist das Sprachareal „Broca Areal“ im Gehirn bei Flashbacks abgeschaltet und es können keine Worte für Empfindungen, Gefühle oder Gedanken gefunden werden, was die Kommunikation deutlich erschwert.  

Jede*r kann Trauma überwinden – wir sind dazu befähigt Traumata zu bewältigen und zu überstehen. Die Möglichkeit von Trauma zu genesen, gibt es und auf dem Weg zur Heilung oder auch zum wieder „ganz Mensch sein“ hilft es zum Teil sich das Geschehene näher anzuschauen und Gefühle auszudrücken, doch liegt ein ganz wesentlicher Bestandteil darin, den Körper mit einzubeziehen und darüber die Körperphysiologie zu verändern – neue Referenzerlebnisse zu schaffen, automatisierte Leitungsbahnen im Hirn umzuprogrammieren und manchmal auch eine Art Neustart zu ermöglichen.  

Bei der Arbeit mit Trauma sollte auch immer dem Körper begegnet werden, denn es muss nicht alles verstanden werden oder erinnert werden, es geht weniger darum das Vergangene ungeschehen zu machen oder immer wieder zu durchleben als darum, im Hier und Jetzt mit unserem Körper und Empfindungen neue Erfahrungen zu machen und diese Erfahrungen für unser Nervensystem und Gehirn als Orientierung zu nutzen. Im Wesentlichen geht es darum zu vermitteln, dass es sicher ist und eine weitere, größere Realität & Identität gibt, als die Erfahrungen damals & dort.  Sobald wir den Körper und die Regulation des Nervensystems mit einbeziehen, wird es dem Körpersystem wieder möglich sein, Schritt für Schritt in einen inneren Zustand von Balance, Gleichgewicht & Verbindung zurückzukehren.  

Insgesamt erleben Menschen, die unter der Auswirkung von einem traumatischen Ereignis leiden, häufig eine mangelnde Verbindung zu sich selbst, dem eigenen Körper, und dann auch zu anderen und ihrem Umfeld. Trauma macht einsam, Trauma ist nicht sichtbar.  

Daher ist ein wesentlicher und wichtiger Schritt, um Trauma zu überwinden, neben einer professionellen Begleitung, wieder in Verbindung zu kommen: In Verbindung zu sich selbst, dem Körper, Empfindungen, Gedanken und Gefühlen und auch in und mit Verbindung zu Anderen.  

Posttraumatisches Wachstum in Gruppen 

Posttraumatisches Wachstum entsteht dort, wo eine Wunde, Verletzung oder ein Mangel an Verbindung gesehen und gefühlt werden kann, und man erlebt, dass es noch mehr „Selbst“ gibt, als diese Wunde, das Erlebnis oder die Glaubenssätze die damit verbunden sind. 

Dies wird erst möglich mit neuen Erfahrungen, so genannten Referenzerfahrungen, in denen das Nervensystem nicht überfordert ist und genügend Ressourcen vorhanden und zugänglich sind, um diesen alten Herausforderungen zu begegnen.  

Begleiten und ermöglichen kann man dies, wenn man persönliche Ressourcen stärkt & aufbaut, Bedürfnisse nachnährt und einen sicheren Raum und Ort schafft, in dem Selbstregulation & Co-Regulation stattfinden kann. 

Häufig findet dies im Rahmen von Einzelsitzungen & Sessions statt, jedoch gibt es ein weiteres Setting, welches posttraumatisches Wachstum begünstigen und unterstützen kann:  Eine Gruppe oder Gemeinschaft.  

Gruppen oder Gemeinschaften sind in der Psychologie als soziales Gebilde definiert, welche aus mehr als 2 Menschen bestehen, die miteinander interagieren, sich wechselseitig beeinflussen, ein gemeinsames Ziel verfolgen und sich als „Wir“ wahrnehmen.  

Im Alltag bewegen wir Menschen uns ständig in verschiedenen Gruppen.  

Das kann die Gruppe  

  • der „Bahnfahrer*innen“ sein,  
  • die „Arbeitsabteilung“ der man angehört, 
  • der „Freizeit-, Musik- und Sportverein“ sein 
  • die „Selbsterfahrungsgruppe“,  
  • die „Selbsthilfegruppe“,  
  • die Yogastunde die man besucht oder 
  • z.B. die „Aufstellungsgruppe“ mit der man arbeitet.  

Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten sich im Gruppenkontext zu bewegen.  

 Daher die Frage an Dich:
 In welchen Gruppen bewegst Du dich in deinem Leben(-salltag)? 

Auch im Rahmen der Holistic Bodywork Ausbildung gibt es eine Gruppe, die sich für 1-3 Jahr(e) gemeinsam auf den Weg macht, sowohl im beruflichen Kontext als auch in der persönlichen Entwicklung. 

Hier geht es, um das gemeinsame Lernen & Erproben Menschen ganzheitlich zu begleiten und auch sich Selbst und Sich in der Rolle des*r Begleiters*in zu entdecken, entwickeln und zu wachsen. 

In jedem Ausbildungsjahr erfahren wir immer wieder aufs Neue, wie viel Kraft, Potenzial und Schönes darin liegt, gemeinsam und in Beziehung sich auf dem Weg zum „Ganz Mensch Sein“ zu machen.  

Eine Gruppe kann für unterschiedliche Aspekte eine wundervolle Unterstützung sein.  

Nachfolgend findest Du Erfahrungen & Gedanken, wie Gruppen posttraumatisches Wachstum unterstützen und Verbindung schaffen können.  

7 Potenziale die in Gruppen schlummern 

für die Arbeit & den Umgang mit Traumata 

1) Die Gruppe als sicheres Umfeld erleben 

Sowohl für die kindliche Entwicklung als auch für das Nervensystem ist ein sicheres Umfeld wesentlich um sich entwickeln und lernen zu können, damit geht auch einher, Fehler zu machen, sich ausprobieren zu können und zu explorieren.  

Was für jede*n Sicherheit schafft, kann individuell unterschiedlich sein, im Kontext der Gemeinschaft macht es aber durchaus Sinn auch gemeinsame Richtlinien oder Regeln aufzustellen.  

Und da Sicherheit auch immer ein subjektiv empfundenes Spektrum ist, liegt die Betonung häufig mehr darauf, wie man sich fühlt in einer Gruppe.  

Gruppen haben häufig ihre eigene Sprache und das ist häufig die Sprache des Gefühls & der Emotion.  

Daher die Frage an Dich:
Was unterstützt Dich, um Dich in Gruppen sicher zu fühlen? 
Wie ist das bei den anderen? Wo liegen Gemeinsamkeiten? 

2) Co-Regulation durch Gruppenmitglieder oder die Gesamtgruppe  

 In herausfordernden Situationen kann es eine Hilfe sein von einer einzelnen Person in der Gruppe Unterstützung, Aufmerksamkeit oder eine passende Reaktion zu erfahren.  

Wir orientieren uns häufig im Außen und wenn man bspw. Erkennen kann, dass andere Gruppenmitglieder in einer Körperübung z.B. tiefer und ruhiger Atmen, oder man ein spontanes Zu-Lächeln erfährt, kann dies einen Selbst dabei unterstützen mehr in Ruhe & Verbundenheit zu kommen. Manchmal ist es auch eine Stimme einer Person, eine Begegnung oder ein Blickkontakt, der wichtig ist. In der Gruppe sind durch die einzelnen Mitglieder*innen so viele Ressourcen auf einmal vorhanden, dass mit einem geschulten Auge, man immer wieder regulierende Elemente finden kann.  

 Daher die Frage an Dich:
Gibt es vielleicht eine Person, einen Moment oder ein Ort in einem deiner Gruppenkontexten,
mit dem*der Du ein Angenehmes, Positives oder wohliges Gefühl verbindest? 

 

3) Schwarmwissen & die Vielfalt an Verhaltensweisen  

 Jede*r hat seine ganz eigene Herangehensweise an Probleme und Herausforderungen und auch Blickwinkel. Jede*r hat verschiedene Ressourcen, Stärken & Schwächen. Wenn man aufmerksam beobachtet und ggf. mit Fragen, Unsicherheiten und Problemen Andere um Rat & Unterstützung fragt, kann man diesen Schatz an Wissen, Erfahrung, anderen Blickwinkeln und Fähigkeiten, die in der Gruppe liegen für die eigene Entwicklung, nutzen.  

Und genauso findet ein indirektes Lernen statt, bei dem Menschen auf dem ähnlichen Weg beobachtet werden können und dadurch manchmal ein neues Erlebnis geschaffen werden kann. Dem Menschen liegt es inne mitzufühlen und sich zu vergleichen, ständig spiegeln wir einander und sind immer in einer wechselseitigen Interaktion.  

Ebenso ermöglicht eine Gruppe eigene Grenzen zu erweitern, weil gemeinsam mehr und andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen und dann in einem hoffentlich sicheren Rahmen neue Referenzerfahrungen gemacht und gesammelt werden können.
Das sind die Momente, in denen man manchmal überrascht ist, was man alles schaffen und erreichen kann oder wie einfach es gemeinsam manchmal geht! Hast Du schonmal allein probiert eine Glühbirne der Deckenlampe ohne Leiter zu wechseln? Und wie viel leichter ist es, dies in einer Gruppe zu machen? 

 Daher die Frage an Dich:
Wobei könnte Dich eine Gruppe gerade unterstützen? 
Wozu würdest Du dir einen anderen Blickwinkel wünschen? 

 

4) Selbstwirksamkeit & Empowerment 

 In Gruppen gibt es verschiedene Rollen, die man einnehmen kann.  

Je nach Persönlichkeit, Erfahrungen und Fähigkeiten wird auch da eine gewisse Vorliebe oder ein Vorzug für gewisse Rollen vorhanden sein, die man einnehmen möchte, kann oder wird.  

Wenn wir annehmen, dass Rollen bewusst kreiert und eingenommen werden können, ähnlich wie in einem Theaterstück, dann kann der Gruppenkontext eine wunderbare Möglichkeit sein, bestimmte Rollen und damit einhergehende Verhaltensweisen bewusst auszuprobieren und zu üben.  

Dies kann z.B. heißen, man übernimmt Verantwortung für bestimmte Aufgaben (wie z.B. Raumordnung halten, Zeitmanagement von Pausen, …) oder übt z.B. Grenzen zu setzen oder aktiv auf Menschen zuzugehen.  

In der Theaterpädagogik und anderen Interaktionsspielen können solche Rollen & Verhaltensweisen im Spiel erprobt werden. 

Im freundschaftlichen Wettkampf, spielerischen Miteinander und mit Freude lässt es sich leichter lernen, auch mal Fehler machen und neue Erfahrungen erleben– auch wenn es erstmal ein Spiel ist.  

Daraus entsteht häufig das Wissen, dass es möglich ist z.B. anders zu handeln oder eine bestimmte Sache zu machen, diese Referenzerlebnisse sind unglaublich Kraftvoll und bewirken häufig nachhaltig, dass Gefühl von für sich selbst sorgen & einstehen zu können.  

 Daher die Frage an Dich:
Welche Rolle(n) nimmst Du (un-)bewusst in Gruppen ein? 
Welche Rollen sind Dir und deiner Entwicklung dienlich – und welche nicht? 

 

 5) Nähren & Auftanken  

 Durch einzelne Bezugspersonen oder die Gesamtgruppe können manchmal Bedürfnisse nachgenährt werden, die zu lange nicht gesehen, gehört oder übergangen worden sind.
Beispielsweise könnte es sein, dass man vor einer Gruppe spricht und alle einem zuhören und man dadurch beispielsweise erfährt „meine Stimme, mein Wort & Wunsch – ich werde gehört“. Ein weiteres Beispiel wäre, dass in einer Gruppe in der z.B. auch Massagetechniken geübt werden, wie auch bei uns in der Ausbildung, der Wunsch nach körperlicher Nähe, Eingestimmt sein und sicherer Berührung erfüllt werden kann und dies zu einem neuen Verständnis von Berührung führen kann. Manchmal sogar von: „Berührung ist gefährlich“ zu „Berührung kann mich unterstützen, mich in meinem Körper sicher zu fühlen“.  

Nicht zu vergessen, gilt die Wichtigkeit des „sich als Teil von etwas“ zu fühlen. Besonders im Kontext mit der Arbeit mit Traumata kann Dissoziation so stark verankert sein, dass das Entstehen von einem Gemeinschaftsgefühl, damit auch ein WIR-Gefühl, wesentlich ist auf dem Weg zu posttraumatischem Wachstum.  

Je nach Gruppenkontext und -ausrichtung oder Ziel werden Erwartungen und Bedürfnisse, die von einer Gruppe erfüllt werden, verschieden sein.  

 Daher die Frage an Dich:
Gibt es ein Bedürfnis, das hinter deiner Teilhabe in einer Gruppe steht? Was gibt Dir eine Gruppe? Wobei kann Sie dich unterstützen und Dir guttun? 

 

6) Wachstums- & Übungsraum mit Triggern zu interagieren  

Selbstverständlich begegnen einem im Gruppenkontext immer wieder Herausforderungen – dies kann in Form von Übungen, Aufgaben oder Interaktion mit Personen sein. 

Auch kommt es schnell zu Übertragungen, Projektionen und anderen zwischenmenschlichen Dynamiken. Und nicht selten sind es dieselben Phänomene und Situationen, in denen man sich auch im Alltag, bei der Familie, in der Partnerschaft und auf der Arbeit wiederfindet.
Wenn in der Gruppe bewusst mit solchen herausfordernden Situationen umgegangen werden kann, es ein Sicherheitsnetzwerk gibt & Regulation stattfinden kann und das Einverständnis von allen Beteiligten gibt, gemeinsam sich diesen Herausforderungen zu stellen und damit ggf. auch von Dritten begleitet zu werden, können auch diese Herausforderungen und Trigger ein Katalysator für posttraumatisches Wachstum sein.  

 Daher die Frage an Dich:
Was und welche Situationen in und mit Gruppen fordern Dich heraus? Möchtest Du Dich damit auseinandersetzen? Und wenn ja, was möchtest Du, dass damit (anderes) geschieht? 

 

 7) Synchronizität & Wir-Gefühl  

 Bessel van der Kolk hat beschrieben, dass Menschen, die an den Auswirkungen von Traumata leiden häufig sich abgekoppelt vom eigenen Körper und der Welt erleben und fühlen. Daher ist ein wesentlicher Schritt wieder mehr gen und in Verbindung mit sich und dem Umfeld zu kommen. Hierbei können verschiedene Sachen hilfreich sein.  

Das Gruppenerleben wird ein anderes sein, je nachdem ob man eine Kreisanordnung wählt, wo Jede*r Jede*n sehen kann, oder man in Reihen hintereinander sitzt.
Ebenso kann ein Zustand von Kohärenz, Synchronizität und Gemeinschaft entstehen, wenn man z.B. gemeinsam singt, klatscht oder sich in ein und demselben Rhythmus bewegt. Nur gemeinsam ist es möglich, diese Erfahrung zu machen, es braucht jede*n Einzelne*n und dennoch gibt es die unterschiedlichen Individuen im Ganzen.  

Wiederkehrende Elemente, Bewegungen, Klänge und Töne haben die Eigenschaft das Nervensystem zu regulieren und sich z.B. auch als Teil etwas Größerem wahrzunehmen. Gemeinschaft kann Sicherheit schaffen, Gemeinschaft kann Halt und Unterstützung bedeuten, Gemeinschaft kann heißen: ich kann für mich und meine Bedürfnisse einstehen und dabei die Bedürfnisse anderer wahrnehmen und respektieren. Gemeinschaft kann heißen, ich bin nicht allein mit meinen Ängsten und Wünschen.  

In Gemeinschaft kann man trainieren eine duale Wahrnehmung zu entwickeln: „Kann ich mich selbst wahrnehmen und auch die anderen Teilnehmer*innen der Gruppe wahrnehmen?“. 

Daher die Frage an Dich: Wann hast Du Dich zuletzt Teil eines größeren Ganzen erlebt? 

 

Abschließend lässt sich sagen, dass Gruppen ein spannendes Übungs- und Entdeckungsfeld sein können, für Entwicklung und Integration.  

Ebenso warten mögliche Herausforderungen, sowie Triggern & Reizen die z.T. retraumatisierend oder überfordernd sein können.  

Daher wünschen Wir Dir auf deinem Weg, eine gute Begleitung, ein Sicherheitsnetz auf das Du aufbauen & vertrauen kannst und ein Übungsfeld, in welchem Du Dir und Anderen mit Wohlwollen, Offenheit und Geduld begegnen kannst.  

 

Nimm Dir gerne zum Ausklang dieses Artikels ein paar Atemzüge Zeit das Gelesene wirken zu lassen und für Dich zu schauen, was resoniert in Dir? Welche Zeilen haben Dich angesprochen? Und was möchtest Du Damit nun tun? 

 

 Dieser Artikel ist inspiriert von den Werken von  

  • Bessel van der Kolk „Verkörperter Schrecken“ 
  • Peter Levine „Sprache ohne Worte“ 
  • Peter Levine „vom Trauma befreien“ 
  • Brendon Abram „Teaching Trauma Sensitive Yoga” 
  • Steve Haines “Trauma ist ziemlich strange” 
  • Steve Haines „Angst ist ziemlich strange“ 
  • David Emerson & Elizabeth Hopper „Trauma-Yoga“