Mit sensibler Körperarbeit das Becken entdecken

In diesem Blogartikel möchten wir Dir die Arbeit mit dem Becken und Beckenboden vorstellen und was für einen Mehrwert es haben kann, wenn Du für Dich oder mit deinen Klient*innen damit forschst. 

Im ersten Teil dieses Artikels findest Du einen Überblick, welche Themen Dir begegnen können auf der Reise der Becken- und Schoßraumarbeit, oder welche Themen Dich auf diese Reise schicken. 

Im zweiten Teil findest Du eine 15 minütige Wahrnehmungsübung, die Du für Dich allein oder mit eine*m Partner*in machen kannst, um in Kontakt mit deinem Beckenraum zu gelangen. 

Im dritten Teil dieses Artikels findest Du einen Ausblick, wie Du mit dem Becken arbeiten kannst. 

Teil 1:

In der Arbeit mit Menschen können sich vielfältige Prozesse entfalten und es kommt regelmäßig zu einer Überraschung, was sich als Thema oder Konflikt zeigen kann.
Denn häufig kommen Klient*innen mit einem Anliegen, einem konkreten Problem und einer Vorstellung, mit welchen Themen Sie sich in einer Stunde auseinandersetzen wollen.
Menschen bringen in Sessions ihre individuellen Ressourcen, Vergangenheit und auch ihr Potenzial mit. Häufig ist ein wesentlicher Teil des Prozesses für nachhaltige Veränderung diese inneren Welt-und Selbstbilder von Klient*innen mit zu erforschen, offenzulegen und mehr Verständnis darüber zu erlangen.

Klient*innen kommen mit:

  • individuellen Erfahrungen,
  • dem eigenen Verständnis und inneren Erleben zu einem Körperbereich,
  •  kulturelle Prägungen spielen eine Rolle,
  •  dem aktuellen Stress- und Hormonlevel.

Und wie man mittlerweile weiß, ist auch die Beziehung zwischen Klient*in und Begleiter*in entscheidend, für das wie eine Session verläuft. 

Diese vielen Einflüsse machen es schwierig, ein konkretes Thema einem Körperbereich zuzuordnen und dennoch möchten wir Dir einen Überblick geben, welche Themen vielleicht besonders mit aufkommen können, wenn Du für Dich mit dem Becken forschst oder aber auch, wenn Du andere darin begleitest. 

Auf körperlicher Ebene können dir Themen begegnen die sich rund um deinen Beckenboden drehen, das kann z.B. die Kontinenz betreffen, Sexualität, Lust und Erregung als Forschungspunkt, Themen rund um die Schwangerschaft, das Gebären und Geburtsverletzungen. 
Da im Kreuzbeinbereich ein Teil des parasympathischen Nervengeflechts liegt und auch der dorsale Vagus eine Rolle spielt, können Unruhe, Verdauungsprobleme und Veränderungen im Stuhl/Wasserverhalten aufkommen.
Ebenso können dein Atem, dein Kiefer und auch der Zustand deines Nervensystems hier eine Rolle spielen – die Diaphragmen sind z.T. Reaktions- und Flucht Muskeln und können stark davon beeinflusst werden. 

Psycho-Emotionale Themen, die sich mit zeigen können bei der Arbeit im und mit dem Becken sind sehr individuell.
Der Erfahrung nach, da es der Zugang zu einem intimen Körperbereich ist, spielt das Thema Sicherheit eine Rolle. 

Fragen die dies mehr klären können, können sein: 

  • Wie sicher fühle ich mich hier in dieser Situation?
  • Wie sicher erlebe ich meinen Körper, diesen Körperbereich und den Kontakt dazu im Hier und Jetzt? 

Ebenso kann das Thema Kontrolle ein wesentlicher Faktor sein.

  • Wie sehr kann ich mich Einlassen auf das, was das Leben, die Situation oder eine Begegnung mir zeigt?
  • Wo führe oder folge ich ?

Ebenso ist das Thema Scham ein gängiges Thema, was sich hier mit zeigt. 

  • Wie ist mein Verhältnis zu Scham? 
  • Was ist mir an- oder unangenehm? 

Inspiriert durch die Chakrenlehre und energetische Arbeit können sich Themen rund um: 

  • Stabilität, 
  • „sich sicher und zu Hause fühlen“, 
  • auf dieser Welt ankommen 
  • meinen Platz auf der Welt finden, 
  • was kann ich halten und wo werde ich gehalten (Containment)
  • Urvertrauen 
  • Instinkt, Intuition und Kreativität
  • Lust als Lebensphilosophie 

Im Beziehungskontext spielen häufig Vertrauens Themen, Umgang mit Verbindung und Autonomie, Sexualität und das Spektrum von Nähe und Distanz, für eigene Bedürfnisse und Grenzen einstehen, eine wichtige Rolle. 

Teil 2: Forschungsraum: Becken entdecken 

In diesem Video lade ich Dich ein, Dir 15 Minuten Zeit zu nehmen und über 1. (Selbst-)Berührung, 2. Bewegung und 3. Wahrnehmen und Aufmerksamkeit lenken, deinem Beckenraum zu begegnen. Alles was Du brauchst ist ein Platz am Boden, ein Kissen, ggf. eine Matte und eine Decke.

Teil 3:

Ist Beckenarbeit gleich Beziehungsarbeit? Wie kannst Du mit deinem Becken forschen? Und wie kannst Du andere Menschen darin begleiten? 

Es gibt viele verschiedene Ansätze und Richtungen, die sich mit der Schoßraumarbeit auseinandersetzen. Hierbei ist vielleicht zu Beginn entscheidend: willst Du für Dich und mit Dir oder mit der Unterstützung von einer Begleiter*in forschen? Anbei gebe ich Dir ein wenig Inspiration, wie Du dies machen kannst. 

Wenn es eine individuelle Forschungsreise sein soll, gibt es mittlerweile ziemlich viel zu finden.. angefangen mit Selbstliebe Workshops, Kurse und Praktiken, die in täglichen Ritualen eingebaut werden können oder dich über einen Zeitraum begleiten.
Im Bereich der Bewegungspraxis findet man besonders im Yoga, Feldenkrais und Pilates Kurse, ganz ausgerichtet auf das Becken, die Hüften und den Beckenboden.
Beim Laufen und Kraftsport nutzt du deinen Dreh-und Angelpunkt das Becken. Diese Aktivitäten können Dich unterstützen, Dich in diesem Bereich mehr zu spüren.
Beim Tanzen steht der Körperintuition und Kreativität alles offen und du kannst tief eintauchen in Bekanntes und Unbekanntes.
Meditation und der Bezug zum Körper, das Wahrnehmen und Verbinden schafft häufig eine neue Qualität und Mehrwert.  Im Alltag kann die Verbindung zur Erde und zum Boden gesucht werden – ein Spaziergang barfuß, das Liegen auf dem Boden oder im Gras, frei deinen Impulsen folgen und Raum für kreatives Schaffen finden.
Und natürlich ist die Selbstmassage und Selbstberührung hier noch wichtig zu erwähnen. Du hast „es“ in der Hand. 

In der Körperarbeit kannst Du begleiten oder Du wirst begleitet. Hier bietet die Arbeit am Boden wie in der Thai(Yoga) Massage oder Shiatsu eine tolle Möglichkeit sich bekleidet und über Bewegung und Berührung diesem Bereich anzunähern.
Die Osteopathie bietet Kompetenz gepaart mit Feinfühligkeit und Wahrnehmungsarbeit. Und in diese Reihe möchte ich die Beckenbodenphysiotherapie mit anschließen, welche die Möglichkeit bietet individuell auch im medizinischen Kontext professionell und persönlich an solchen Themen zu arbeiten. 

Ebenso ist das Forschungsfeld Sexualität und Lust im Fokus der Sexualtherapie, Tantra und z.B. der Arbeit von Sexological Bodywork vom Institut für sexuelle Bildung.

Wenn Du Lust hast, Dich auf dem Weg der Beckenreise zu begegnen und dein Becken entdecken magst, kannst Du eintauchen in Bücher, Podcasts und Videos, teilnehmen an Workshops, Kursen und auch ganzen Ausbildungen oder im Alltag Dir eine Routine aufbauen.
Was ich Dir zum Abschluss mitgeben möchte, ist:
Die Reise lohnt sich und die Weggefährten in Form von Themen, Erkenntnissen und Unsicherheiten können lehrreich und heilsam sein. 

Viel Freude, Sinnlichkeit und Lust beim Entdecken!